Vielleicht sind Sie ja eine. Oder Sie spielen mit dem Gedanken, eine zu werden. Vielleicht arbeiten Sie für eine. Oder vielleicht sind Sie sogar mit einer verheiratet?
Mompreneur, fempreneur oder schlicht und einfach: Unternehmerin
Es gibt immer mehr Geschäftsführerinnen, und sie sind generell erfolgreicher als Männer. Ist das wirklich so? Und wenn ja, warum? Bitte weiterlesen - aber Achtung: Die klassischen Geschlechter-Stereotypen sind in Gefahr. Auch wenn sie teilweise wahr sind.
Der Mythos der „Mompreneurs“
Wir alle kennen Sie, die Geschichte der Mompreneurs: Frau wird Mutter, entdeckt ihre wahren Talente und macht daraus ein kleines, erfolgreiches Geschäft. Die Idee läuft, das Geschäft wächst, und damit auch die Zufriedenheit (und das Bankkonto). Alles wird gut. Diese Geschichte ist leider ein Mythos, und ein sehr gefährlicher dazu: Zwar ist es tatsächlich so, dass viele Frauen ihr eigenes Unternehmen gründen, um Familie und Arbeit/Erfüllung dank flexibler Arbeitszeiten zu verbinden. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Natürlich ist es richtig, dass Unternehmer selbst über Ihre Zeit bestimmen. Meistens. Aber „Mompreneurs“ investieren ebenso viel Zeit und Energie in ihr Unternehmen wie ihre kinderlosen oder männlichen Kollegen. Anders gesagt: Haben Sie schon einmal von einem Dadpreneur gehört? Nein? Natürlich nicht. Ein männlicher Unternehmer ist und bleibt ein Unternehmer – ob mit oder ohne Kinder. Und das sollte doch auch für Frauen gelten, nicht wahr? Aber ist es überhaupt im Sinne der Gleichberechtigung, wenn Unternehmerinnen als Frauen thematisiert werden?
Hat Unternehmertum überhaupt irgendetwas mit Geschlechtern zu tun? Die Statistik sagt: ganz viel.
Die Unternehmerin in Zahlen
Ein Unternehmen zu gründen ist nicht so schwer. Aber ein nachhaltiges Geschäft aufzubauen ist harte Arbeit. Und die Statistik zeigt, dass Frauen sehr gut darin sind. Global gesehen steigen die Zahlen von Unternehmerinnen stetig an. In den USA sind 31% der Unternehmen in Frauenbesitz – und in der Schweiz gründen mittlerweile sogar gleich viele Männer wie Frauen ein Unternehmen, gemäss dem GEM Global Report 2015/2016. In den USA ist die Zahl der weiblichen Unternehmer seit 1997 um mehr als 50% gestiegen, hält die Studie The State of Women-Owned Businesses 2016, fest.
Der Erfolg der Unternehmerin
Sind Sie noch da? Gut. Denn hier kommt die Überraschung aus selbiger Studie: In den letzten Jahren sind die Beschäftigungszahlen gesunken (in den USA um 1.2% seit 2007), und nur die allergrössten Firmen haben einen ökonomischen Zuwachs zu verzeichnen. Und gleichzeitig sind die Beschäftigungszahlen in grossen wie kleinen Unternehmen in Frauenhand gewachsen – und zwar um satte 18%. Beeindruckend, oder? Während die Arbeitslosenzahlen steigen und viele Kleinunternehmen unter Druck stehen, haben Unternehmerinnen viele neue Jobs kreiert. Zugleich sind die Betriebseinkommen kleiner wie grosser Unternehmen unter weiblicher Führung gestiegen – und zwar um 35% seit 2007, und ganze 30% mehr als der nationale Durchschnitt der USA. Glaubt man diesen Zahlen, so sind Frauen bessere Unternehmer als Männer. Woher kommt das?
- Frauen schaffen produktivere Teams Eine amerikanische Studie belegt, dass Frauen besser darin sind, ihre Angestellten zu motivieren und sich selber stärker für ein Unternehmen engagieren. Zudem pflegen Frauen eine konstruktivere Feedbackkultur, loben ihre Angestellten öfter und anerkennen deren Leistung. Das alles wirkt sich sehr positiv auf die Produktiviät eines Teams – was wiederum ein Unternehmen zum Erfolg führen kann.
- Frauen denken nachhaltig Nachhaltiges Unternehmertum ist Frauen wichtiger als Männern. Gemäss einer Studie namens Shattering Stereotypes wollen Frauen generell ein langfristig funktionierendes Geschäft aufbauen, während Männer sich eher für den schnellen Geschäftserfolg interessieren. Frauen interessieren sich weniger für Exit-Strategien, dafür für nachhaltigen Profit – und darum sehen sie Hürden besser voraus, minimieren Risiken und entscheiden generell vorsichtiger.
- Frauen unterschätzen Diese stereotype weibliche Eigenschaft hat sich als wahr erwiesen: Frauen unterschätzen, während Männer eher überschätzen. In besagter Studie bezeichneten 42% der Frauen und 62% der Männer den Geschäftsgang ihres Unternehmens als florierend – obwohl in Tat und Wahrheit die Unternehmen in Frauenhand erfolgreicher waren, als diejenigen, die von Männern geführt wurden. Diese weibliche Unsicherheit hat auch eine gute Seite: Frauen suchen eher Hilfe bei Experten als Männer, und Unternehmerinnen arbeiten mehr als dreimal so häufig mit Forschungsinstitutionen zusammen. Was sich mit Sicherheit auszahlt.
Die Zukunft der Geschäftsfrau
Unternehmerinnen scheinen erfolgreicher zu sein als Unternehmer – egal wie gross oder klein die Firma, die sie führen, ungeachtet des Sektors, in dem die Firma angesiedelt ist. Im Durchschnitt erwirtschaften Kleinunternehmen und Einzelfirmen mehr Gewinn, wenn sie von Frauen geführt sind als von Männern. So weit so gut. Aber von der Frau, die Familie und Kleinunternehmen zugleich managt, bis zur Geschäftsführerin einer riesigen Firma, sie alle haben eines gemeinsam: Unternehmerinnen sind meistens in der Minderheit. Und meistens verdienen sie weniger als ihre männlichen Kollegen. Aber ein Wandel deutet sich an. Obwohl Frauen (statistisch gesehen) die besseren Chefs sind, würden nur gerade 20% von befragten US-Amerikanern lieber für eine Frau arbeiten, während 33% männliche Chefs bevorzugen. Die gute Nachricht: Der Mehrheit von 46% hat keine Präferenz – ob Mann oder Frau an der Spitze ist egal. Das nenne ich echte Gleichberechtigung. Ob Unternehmer oder Unternehmerin: Wir sind doch alle einfach Menschen.
Herzlich, zistemo