Wie schreibe ich einen Businessplan? Am besten gar nicht! Zumindest wenn man der Lean Startup Methode von Eric Ries glauben schenken möchte. Aber Achtung: das ist nur die halbe Wahrheit. Mehr über minimal funktionsfähige Produkte, agile Entwicklung und kundenorientiertes Arbeiten – und wie auch altbewährte Kleinunternehmen die Lean Startup Methode nutzen können.
Besser, schneller – Lean Startup
Schneller bessere Geschäftsentscheidungen zu treffen: Das ist das Versprechen der Lean Startup Methode, wie sie Eric Ries 2008 im Bestseller “The Lean Startup” präsentierte. Der Grundgedanke dabei: Anstatt auf teure und aufwändige Recherche- und Testphasen zu setzen, sollten Jungunternehmer mit einem minimal funktionierenden Produkt öffentlich gehen, um es dann zusammen mit ihren Kunden sozusagen live zu optimieren: Der ist der schlanke Weg zum Erfolg.
1. Schreiben Sie den perfekten Businessplan
Der perfekte Businessplan? Erst gar keinen zu schreiben. Verschwenden Sie keine Zeit und Energie mit Plänen und fiktiven Budgets, die vielleicht gar nie Realität werden. Laut Steve Blank, Autor von Why The Lean Startup Changes Everything, überleben die meisten Businesspläne den ersten Kundenkontakt sowieso nicht. Aber Achtung: Auf den Businessplan zu verzichten, bedeutet nicht, die Finanzen aus den Augen zu verlieren. Im Gegenteil, reale Finanzplanung ist unabdinglich für jedes Unternehmen. Aber es bedeutet, der Realität in tief in die Augen zu sehen, und sich mit der Unplanbarkeit der Welt abzufinden. Der traditionelle 5-Jahre-Businessplan ist reine Fiktion und wird unterwegs laufend angepasst. Wie heisst es so schön? Probieren geht über Studieren. Zumindest innerhalb eines gewissen Rahmens.
2. Perfektion entsteht unterwegs!
Das Kernelement der Lean Startup Methode ist das „Minimal Viable Product“, zu Deutsch: das minimal funktionierende Produkt. Und dieses gilt für alle neuen Ideen, Startup oder nicht: Perfektion entsteht erst mit der Zeit. Anstatt sich hinter aufwändiger Recherche oder abstrakten Kundenumfragen zu verstecken, sollte man das Risiko wagen, mit dem ersten brauchbaren Produkt an die Öffentlichkeit zu gehen – und dann aus dessen Fehlern zu lernen. Trends und Technologien ändern sich schnell, und wer zu lange wartet, verpasst vielleicht den richtigen Moment. Ein hübscher Nebeneffekt des „Minimal Viable Product“: Es braucht meist weniger finanzielle Mittel, dahin zu gelangen. Und wenn das Geschäft schon ein bisschen läuft, ist es viel einfacher, mögliche Business Angels zu überzeugen.
3. Fokussieren Sie auf Ihre Kunden. Die echten
Lean Startups verlagern den Fokus in der Entwicklung auf die Kunden – und zwar die echten. Anstatt sich auf abstrakte Märkte zu konzentrieren, optimieren sie ihr Produkt Kunde um Kunde, Verkauf um Verkauf. Und hier liegt das grosse Umdenken der Lean Startup Methode: Nicht für, sondern gemeinsam mit den Kunden etwas zu entwickeln. Marktumfragen und Zielgruppen sind wunderbar - aber was, wenn sich die Annahmen als falsch herausstellen? Vielleicht passt die neue App, die für Teenager entworfen wurde, der Oma viel besser? Fragen Sie die Menschen, was sie wirklich wollen. Aber stellen Sie die richtigen Fragen; auch wenn die Antwort schmerzen könnte. Probieren wir’s aus: Ich frage Sie: „Was für einen Blog möchten Sie lesen?“ Die Antwort wird Ihnen schwer fallen, denn die Frage ist sehr unkonkret. Woher sollten Sie wissen, was Sie lesen möchten, wenn es das vielleicht noch gar nicht gibt? Viel einfacher ist es, über ein konkret vorhandenes Produkt zu sprechen. Auf die Frage „Was gefällt Ihnen an diesem Blog nicht?“ haben Sie mit ziemlicher Sicherheit eine Antwort, mit der wir arbeiten können.
4. Bleiben Sie agil. Immer.
Etwas funktioniert nicht? Ändern Sie es! Ineffiziente Workflows und komplizierte Prozesse können den Erfolg eines Unternehmens mindern – darum heisst es, beweglich zu bleiben. Die Lean Startup Methode nutzt das Prinzip der „Agilen Entwicklung“, das ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammt. Früh liefern, und dann optimieren ist eine Kernstrategie der agilen Entwicklung. Prozesse sind keine geradlinigen Entwicklungen, sondern Evolutionen mit Vor- und Rückschritten, mit Fehlern aus denen man lernen muss, wenn man Qualität erreichen möchte. Um stets beweglich zu bleiben braucht es kurze Entscheidungswege, gute Kommunikationskultur – und ein Team, das immer auf dem Laufenden ist.
Lean Business bedeutet nicht, Kosten zu sparen und Teams klein zu halten. Es bedeutet, die Unsicherheit und Misserfolge als Teil der natürlichen Entwicklung eines Unternehmens zu sehen – und das trifft auf so ziemlich jedes Unternehmen zu, jung oder alt.
Wie schrieb Samuel Beckett? “Versucht, gescheitert, macht nichts. Versuche es noch einmal. Scheitere noch einmal, scheitere besser.”
Scheitern wir gemeinsam besser!
Herzlich, zistemo
P.S. Jetzt bin ich neugierig: Was gefällt Ihnen an diesem Blog nicht_? Ich bin gespannt auf die Antwort!_