Slow Business: Hinter diesem Namen verbirgt sich ein zukunftsträchtiger Trend. Achtsamkeit statt Hetze, Nachhaltigkeit statt Gewinnmaximierung – wer sich daran hält, wird auch in schwierigen Zeiten gut wirtschaften. Aber nur, wenn man es richtig angeht.
Slow Food und das Slow Movement
Schon mal vom Slow Movement gehört? Nein? Dann ist Ihnen ja vielleicht Slow Food ein Begriff. Denn damit begann 1986 eine Bewegung, die den globalen Fast Food Ketten etwas entgegensetzen wollte. Lokale frische Ware, wenn möglich Bio, mit Sorgfalt produziert und vor allem qualitativ hochstehend: das sind die Hauptzutaten für Slow Food. Langsam aber sicher setzte die Nischenbewegung zu einem globalen Trend durch, der sogar McDonalds in die Schranken wies: Die derzeitigen Marketing-Kampagnen des Königs des Fast Food versprechen nicht mehr maximale Geschwindigkeit, sondern lokale, frische Zutaten in hoher Qualität. Und warum? Ganz einfach: weil es sinnvoller ist.
Slow ist effizient
Slow Food unterstützt lokale Bauern und Produzenten und stärkt damit die heimische Wirtschaft. Frische und Qualität werden bei Slow Food hochgehalten, was natürlich mit einem grösseren Aufwand verbunden ist. Oft bedeutet das auch mehr Handarbeit und damit auch mehr Personal – und ja, natürlich: mehr Zeit. Darum heisst es ja Slow. Wie bitte? Klingt nicht sehr effizient, meine Sie? Das kommt daher, dass die meisten von uns unter Effizienz das Ergebnis der Arbeit minus dem Zeitaufwand verstehen: je schneller etwas erledigt ist, desto besser. Aber Geschwindigkeit allein ist noch kein Zeichen von Effizienz. Vielmehr bedeutet Effizienz die Nutzung von Ressourcen, ohne sie zu verschwenden. Und Slow Food tut genau das: nichts verschwenden. Durch den Verzicht auf Massenproduktion wird eine Überproduktion vermieden. Lokale Betriebe bedeuten kürzere Wege und damit weniger Umweltbelastung. Und selbst wenn die Produktion mehr Zeit kostet: verschwendet ist diese Zeit nicht. Im Gegenteil – diese Zeit schlägt sich direkt auf die Qualität und damit auf den Wert der Produkte nieder. Klingt überzeugend, oder? Aber wie lassen sich die Slow Food Prinzipien aufs Geschäftliche ummünzen?
Die Vorzüge von Slow Business
Business kommt von busy – und das bedeutet beschäftigt. Wer geschäftet, der hat zu tun. Das ist klar. Zeit ist Geld: auch das ist klar. Langsamkeit scheint da genau die falsche Entscheidung zu sein, um im Geschäft erfolgreich zu sein. Ja, Langsamkeit ist sogar ein Risiko für das Geschäft, glaubt man einem kürzlich erschienen Artikel in der Wirtschaftszeitung Forbes. Wenn man den Geschäftserfolg am schnellen Gewinn misst, so ist das vielleicht wahr. Aber das schnelle Geld ist sowieso ein riskanter Antrieb für ein Geschäft. Slow Business bedeutet nicht, alles langsamer auszuführen. Aber wohlüberlegt. Slow Business bedeutet, effizient zu sein und keine Ressourcen zu verschwenden. Um Slow zu wirtschaften, muss man sich also fragen: Welche Ressourcen verschwende ich? Und wie kann ich das ändern? Erst wer seine Ressourcen richtig nutzt, der wird so richtig Slow und effizient.
Verschwenden Sie keine Zeit!
Was ist die wichtigsten Ressource eines jeden Geschäfts, vom Freelancer bis zum Handwerksbetrieb? Nein, nicht das Geld. Und nicht das Material. Sondern: die Zeit. Zeitverschwendung ist wohl das Problem Nummer 1 aller ineffizienten Betriebe. Wo verschwenden Sie am meisten Zeit? Sind es unproduktive Meetings, die vielen E-Mails oder ist es das Ausbessern von vermeidbaren Fehlern? Identifizieren Sie Ihre Zeitverschwender und eliminieren Sie sie. Eine gute Zeiterfassungssoftware kann Ihnen dabei helfen. Vielleicht sollten Sie den Umgang mit E-Mail überdenken. Oder ihre Meetings besser strukturieren. Und falls Sie viel Zeit mit dem Ausbessern vermeidbarer Fehler verschwenden, dann ist es definitiv Zeit für Entschleunigung. Vielleicht sollten Sie mehr Pausen machen, weniger Jobs annehmen oder Aufgaben outsourcen, damit Sie wieder so konzentriert arbeiten können, dass die Fehler gar nicht passieren. Diese Evaluation braucht Zeit, und vielleicht verlangsamt sie tatsächlich Ihr Business. Aber nur kurz. Denn danach werden Sie nie mehr Zeit verschwenden. Versprochen.
Verschwenden Sie keine Energie!
Energie ist keine endlose Ressource. Nein, ich meine damit nicht fossile Brennstoffe. Ich meine Ihre persönliche Energie. Diejenige, die Sie anspornt, Dinge zu kreieren, Projekte in Angriff zu nehmen und zu Ende zu bringen. Diejenige, die dafür sorgt, dass Sie sich so richtig gut fühlen bei der Arbeit. Das, was fehlt, wenn die Aufgaben keine Freude machen. Wie zum Beispiel Buchhaltung. Oder Rechnungen versenden. Was auch immer es ist, das Ihre Energie verschwendet: Eliminieren Sie es! Die Energieverschwender ähneln oft den Zeitverschwendern: langwierige Sitzungen, sinnlose E-Mails und oder das Beheben von vermeidbaren Fehlern. Aber sie sind nicht das Gleiche. Denn manchmal braucht es eine lange Sitzung, damit man zum Ziel kommt. Manchmal muss man Fehler machen, um daraus zu lernen. Manchmal ist Unproduktivität der einzige Weg zur Produktivität.
Machen Sie Unproduktivität fruchtbar!
Fruchtbare Unproduktivität ist Teil des Erfolges des Slow Movements. Der lokale Bio-Bauer verwendet viel Energie darauf, in Handarbeit seine Pflanzen vor Schädlingen zu schützen – auch wenn er das Ganze mit ein bisschen Chemie im Nu erledigen könnte. Aber für den Bio-Bauern ist die Handarbeit keine unproduktive Verschwendung, sondern das einzig Richtige. Nur so erreicht er die gewünschte Qualität, nur so kann er nachhaltig wirtschaften. Wenn Sie also das nächste Mal in einer Sitzung dieselben Themen immer und immer besprechen, entspannen Sie sich und sehen Sie es als Teil des Prozesses, der langsam und sicher zum Ziel führt. Zu einem besseren Ziel. Es ist nicht leicht, die echten Energieverschwender von den fruchtbaren zu unterscheiden. Aber wenn es Ihnen gelungen ist, können Sie die Echten getrost eliminieren – indem Sie zum Beispiel die ungeliebte Buchhaltung abgeben.
Beim Essen wie im Business: Slow ist gesünder, qualitätsvoller und nachhaltiger.
Langsamkeit führt zum Ziel. Das wussten schon die Schildkröte und der Hase aus der griechischen Fabel – und das ist auch in der heutigen Business-Welt mehr als eine Binsenwahrheit. Langsam ist besser. Entdecken Sie das Potential von Slow Business!
Herzlich, zistemo