Für 70% der arbeitenden Bevölkerung, Männer wie Frauen, ist die Arbeit nicht mehr mit der Familie zu vereinbaren. Stress, Krankheit und Scheidungen sind die Folgen. Es ist Zeit, familienfreundliche Arbeitsplätze zu schaffen! Keine Sorge: Sie müssen dafür keine eigene Kinderkrippe bauen. Vier simple Massnahmen bringen Sie viel schneller zum Ziel – gratis und franko.
So werden Sie ein familienfreundlicher Arbeitgeber
Anna ist 29, gut ausgebildet und hat sich die letzten 5 Jahre langsam aber sicher die Karriereleiter hochgearbeitet: Sie ist Marketingleiterin einem kleinen Unternehmen. Anna liebt ihren Job, und sie macht ihn sehr gut. Es gibt nur ein Problem: Anna ist schwanger.
Mutterschafts-Strafe und Vaterschafts-Bonus
Wir schreiben das Jahr 2017. Mit Lean In hat Sheryl Sandberg vor vier Jahren die berufstätigen Mütter aufgerüttelt, kurz nachdem Anne-Marie Slaughter mit ihrem Essay Why Women Still Can’t Have It All international für Aufsehen geregt hatte.
Und doch ist es immer noch so: Annas Kind bringt Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Mütter haben es nicht leicht in der Business-Welt. Sie verdienen weniger als Frauen ohne Kinder, und noch viel weniger als Väter. Mit der Ausnahme von Höchstverdienerinnen, die sich die Kinderbetreuung neben dem eigenen Schreibtisch leisten können. Es kommt noch schlimmer: Berufstätige Mütter wirken nachweislich weniger professionell und kompetent als ihre kinderlosen Kolleginnen.
Umgekehrt profitieren Männer vom sogenannten Vaterschafts-Bonus: Väter verdienen mehr, werden häufiger befördert und wirken erst noch kompetenter. Ist das gerechtfertigt?
Die (Un-) Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Nehmen wir einmal an, Anna kehrt wenige Tage nach der Geburt an ihren Arbeitsplatz zurück, ganz im Stil von Sandbergs Lean In. Sie arbeitet mindestens soviel wie zuvor, gibt alles – und noch ein bisschen mehr. Zuhause ist sie eine grossartige, liebevolle Mutter; im Büro weiss sie, dass sich jemand anders genau so liebevoll und grossartig um ihr Kind kümmert.
Manchmal schleicht sie sich zwischen zwei Sitzungen weg, um mütterliche Dinge wie Stillen zu erledigen; und wahrscheinlich ist sie ziemlich müde. Aber hey, Lean In! Ein Meeting um 6 und ein spontanes Kundengespräch zum Dinner? Kein Problem: Papa ist ja da. Ein zwei-wöchiger Workshop in Guatemala? Baby und Nanny kommen einfach mit.
Klingt gut, oder? Ausser dass Ihnen wahrscheinlich Gedanken wie „armes Kind“ oder „schlechte Mutter“ durch den Kopf gehen. Und wissen Sie was? Anna denkt vielleicht sehr ähnlich. Denn wir alle sind in unseren Stereotypen gefangen.
Oder messen Sie die Vaterqualitäten eines Mannes an seinem beruflichen Engagement?
Werden Sie die Vorurteile los!
Gemäss den gängigen Vorurteilen sind berufstätige Mütter auf allen Ebenen zum Scheitern verdammt: Sie sind weder gute Arbeitnehmer noch gute Mütter. Und das, obwohl die Kinder von berufstätigen Müttern nachweislich davon profitieren.
Aber es betrifft nicht nur die Mütter. Gemäss dem 2017 Modern Family Index sind 53% der Jung-Väter bereit, ihre Stelle für eine stressfreiere Anstellung aufzugeben, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Aber Väter, die Familienarbeit leisten, mögen viel Lob ernten – aber sie verlieren genau so auf der Karriereleiter wie die Mütter.
Der Konflikt zwischen Arbeit und Familie scheint unlösbar: Bei der Abendsitzung abwesend zu sein ist schlecht für die Karriere, ständig das Abendessen daheim zu verpassen schlecht für die Familie.
Muss es denn so schwierig sein?
Nein, das muss es nicht. Als erstes gilt es, die sich von den gängigen Vorurteilen zu trennen: Mütter wie Väter können starke Arbeitnehmer und hingebungsvolle Familienmenschen zugleich sein. Man muss sie nur lassen.
Als Arbeitgeber haben Sie das in der Hand.
4 Massnahmen für familienfreundliche Arbeitsbedingungen
1. Flexible Arbeitszeiten
Lassen Sie Anna entscheiden, wann sie die Arbeit erledigt, und Sie haben eine motivierte und loyale Mitarbeiterin. So einfach ist das.
Flexible Arbeitszeiten oder Gleitzeit bedeutet, dass die Arbeitnehmer innerhalb bestimmter Zeitgrenzen selber entscheiden können, wann sie im Büro erscheinen. Manche Unternehmen arbeiten zusätzlich mit Kernzeiten, innerhalb derer Anwesenheitspflicht herrscht, andere lassen ihren Mitarbeitern vollkommen freie Hand – mit Erfolg!
2. Home Office
Annas Baby ist krank. Anstatt den Tag frei zu nehmen, loggt sich Anna zuhause bequem in den Laptop ein, startet ihren Time Tracker und beginnt zu arbeiten, während Baby sich gesund schläft.
Mitarbeiter mit flexiblem Arbeitsort können für die Familie da sein, ohne Ihre Deadline zu verpassen – eigentlich eine Win-Win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Richtig eingesetzt ist die Heimarbeit ein sehr gutes Tool für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und die heutigen Business Tools machen es so einfach wie noch nie.
3. Begrenzen Sie Sitzungen
“Aber was ist mit den Sitzungen?” Annas Chef ist etwas besorgt über Ideen wie Gleitzeit und Home Office. “Keine Sorge”, sagt Anna. “Ich werde meine Arbeitszeit entsprechend planen. Die meisten Sitzungen halten wir ja sowieso über Skype ab!”
In Sachen Home Office und flexible Arbeitszeit sind die gemeinsamen Sitzungen eine grosse Sorge vieler Arbeitgeber. Wenn die Mitarbeiter nach Belieben ein- und ausgehen, wird es die Koordination schwierig, so die Angst. Völlig unbegründet: Meistens werden die Mitarbeiter nicht plötzlich zu Nachtarbeitern, die tagsüber schlafen. Vielmehr sind vernünftige Arbeitszeiten in ihrem eigenen Interesse. Planen Sie Sitzungen in bestimmten Zeiten ein, nutzen Sie die modernen Möglichkeiten – und die Meetings effizienter zu gestalten, schadet sowieso nicht.
4. Teilzeit und Jobsharing
“Ich möchte jeweils den Freitag frei haben”, sagt Anna. Ihr Chef ist nicht begeistert – wie soll er die fehlende Leistung bloss überbrücken? Anna präsentiert ihm die perfekte Lösung: Eine talentierte Marketing-Studentin, die sich über den Nebenjob und die Arbeitserfahrung freut, wird die Freitage übernehmen. Zwei Talente zum Preis von einem!”
Besonders Kleinunternehmer tun sich schwer mit Teilzeit oder Jobsharing. Sie fürchten den Mehraufwand – und vergessen dabei, dass Teilzeit-Mitarbeitende meist motivierter und effizienter arbeiten als Vollzeit-Angestellte. Auch hier gilt: Vertrauen Sie ihren Mitarbeitern, übergeben Sie die Verantwortung, und sie werden sehen: Es klappt – und bereichert Ihr Unternehmen.
Der Preis für die Familienfreundlichkeit? Nichts.
Ihr Unternehmen familienfreundlich zu gestalten kostet Sie: genau nichts. Wahrscheinlich macht es Sie nicht reicher, zumindest nicht in finanzieller Hinsicht; aber Sie verlieren auch kein Geld. Denn Ertrag und Aufwand halten sich in perfekter Balance, wie eine Studie von 2011 gezeigt hat.
Und dann gibt es da noch den Ertrag, der nicht finanziell messbar ist: Motivierte Mitarbeiter und gesunde Familien. Das braucht die Zukunft.
Was denken Sie, lässt sich Arbeit und Familie so besser vereinen?
Herzlich, zistemo